Jeder achte Erwachsene im Landkreis Manfeld-Südharz hat große Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Doch aus Scham wollen viele Betroffene keine Hilfsangebote annehmen. Das ALFA-Mobil weckte zusammen mit dem Grundbildungszentrum Mansfeld-Südharz und weiteren Netzwerkpartnern auf seiner Tour durch den Landkreis vom 27.-29. Juni Mut, indem Lernbotschafter als (ehemalige) Betroffene von ihren Erfahrungen berichteten und über Hilfsangebote gegen Analphabetismus informiert wurde. Über 250 Interessierte konnten an den Ständen auf den Märkten in Sangerhausen, Hettstedt und Luth. Eisleben erreicht werden.
Zeitung lesen, Notizen für die Kinder schreiben, E-Mails verschicken – für fast 1.900 Erwachsene in Mansfeld-Südharz sind diese Alltagshandlungen kaum zu überwindende Hürden. Um auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen, gastierte das ALFA-Mobil des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung e.V. (BVAG) vom 27.-29. Juni am Vormittag auf den Marktplätze in Sangerhausen, Hettstedt und Luth. Eisleben. Mit überwiegendem Erfolg: Über 250 Interessierte nahmen sich Infomaterial mit und kamen mit den Projektmitarbeitenden sowie der Lernbotschafterin und ehemaligen Betroffenen Ute Holschunmacher aus Berlin ins Gespräch.
Grundbildungszentrum Mansfeld-Südharz präsentiert sich zusammen mit dem Alfa-Mobil
„Oft sprechen uns auch Vertrauenspersonen an, also Menschen, die einer betroffenen Person im Alltag mit der Schriftsprache helfen“, sagt Projektleiterin des ALFA-Mobils Friederike König. Diese Menschen bilden eine ganz wichtige Brücke zwischen den Betroffenen von Analphabetismus und dem Weg in den Kurs. Um darauf aufmerksam zu machen, arbeitet das bundesweit tätige Projekt ALFA-Mobil mit lokalen Ansprechpartnern zusammen. Deshalb präsentierten sich am Stand neben der Volkshochschule, den Stadtbibliotheken Sangerhausen und Luth. Eisleben, dem Büro für leichte Sprache der Lebenshilfe Luth. Eisleben, dem Bundesfreiwilligendienst, dem Projekt Örtliches Teilhabemanagement des Landkreises Mansfeld-Südharz auch das neu entstandene Grundbildungszentrum Mansfeld-Südharz der Zukunftswerkstatt Mitteldeutschland, welches aus ESF+-Landesmitteln gefördert und bereits in Luth. Eisleben und Sangerhausen agiert. Analphabeten finden hier erste Hilfe beim Verstehen und Ausfüllen von Anträgen und Formularen, als auch niedrigschwellige Lese- und Schreibkurse sowie andere Veranstaltungen zur Verbesserung der Grundbildung von Menschen aller Altersgruppen in Mansfeld-Südharz.
Lernbotschafterin und ehemalige Betroffene Ute Holschunmacher machte Mut
Die Aktionen des ALFA-Mobils werden von (ehemaligen) Betroffenen begleitet. In Mansfeld-Südharz erzählte Ute Holschunmacher, dass sie lange gebraucht habe, bis sie sich zum Lernen in einem Kurs entschlossen hatte. Dort wurde sie nicht nur sicherer im Lesen und Schreiben, sondern steigerte auch ihr Selbstvertrauen. Ute Holschunmacher betont: „Lesen und Schreiben zu lernen öffnet viele Türen und gibt einem ein gutes Gefühl!“ Am Infostand informierten ebenfalls die Mitarbeitenden des BVAG im Rahmen der Kampagne „Besser lesen und schreiben macht stolz.“ bundesweit zum Thema Analphabetismus in Deutschland. Mit den ALFA-Mobil-Aktionen sollen Betroffene sowohl direkt als auch indirekt über eine breite Öffentlichkeit angesprochen werden. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.